Ringvorlesung
Ringvorlesung 300 Jahre Immanuel Kant
organisiert von Prof. Dr. Birgit Recki und PD Dr. Lisa Schmalzried (Poster PDF)
Immanuel Kant hat mit seinem Unternehmen einer radikalen Kritik der Vernunft Epoche gemacht. Sein Zeitgenosse, der „Berliner Sokrates“ Moses Mendelssohn, hat ihn den „alleszermalmenden Kant“ genannt. Tatsächlich hat Kant in der Auseinandersetzung mit den Beständen der philosophischen Tradition keinen Stein ungeprüft auf dem anderen gelassen – und in jahrzehntelanger Arbeit das Gebäude des menschlichen Weltverhältnisses ganz neu wiederaufgebaut, indem er es methodisch konsequent auf das Selbstverständnis des Menschen als Subjekt und als Person gründete. „Ohne Übertreibung lässt sich nahezu die gesamte kontinentale und amerikanische Philosophiegeschichte seit Kant als eine Wirkungsgeschichte der Kritik der reinen Vernunft bezeichnen.“ (Enno Rudolph)
Am 22. April 2024 begehen wir Kants 300. Geburtstag. Und wir feiern das Kant-Jahr 2024, indem wir in exemplarischer Konzentration sieben Vorträge zu Kants großen Themen der Erkenntnistheorie, der Ethik und Politischen Theorie, der Ästhetik und der Naturphilosophie vorstellen.
Das Philosophische Seminar organisiert im Wechsel seiner Arbeitsbereiche semesterlich eine öffentliche Ringvorlesung mit auswärtigen und hiesigen Vortragenden. Die interessierte Öffentlichkeit und Teilnehmer im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens sind ebenso willkommen wie Angehörige des Seminars, der Fakultät und der Universität insgesamt.
Die Vorlesungen finden mittwochs von 17:15-18:45 Uhr im Hauptgebäude Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal B statt.
Programm:
Datum | Person | Thema |
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10.04.24 | Prof. Dr. Marcus Willaschek (Johann Wolfgang Goethe-Universität) | Kants Revolution des Denkens |
Abstract: Kants Kritik der reinen Vernunft ist ein Meilenstein der Geistesgeschichte, weil sie ein neues Verständnis unseres menschlichen Standpunkts in der Welt entwickelt. Kant nennt das seine «Revolution der Denkart». Sie besteht in der Einsicht, dass ein objektives Bild der Welt sich nicht allein aus den Eigenschaften der erkannten Dinge ergibt, sondern auch aus der Funktionsweise menschlicher Erkenntnis. Manche Aspekte unseres Weltbildes, etwa Raum und Zeit, gehen Kant zufolge nicht auf Eigenschaften der Welt selbst zurück, sondern auf den menschlichen Geist. Trotzdem sind sie objektiv gültig, weil sie ein objektives, für alle Menschen gültiges Bild der Realität erst möglich machen. Dieser revolutionäre Gedanke einer ‹Objektivität des menschlichen Standpunktes› ist nicht nur für Kants Erkenntnistheorie, sondern auch für seine Ethik und Ästhetik grundlegend. |
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17.04.24 | Prof. Dr. Tobias Rosefeldt (Humboldt-Universität zu Berlin) |
Kant als (Meta-)Metaphysiker |
Abstract: Wie nennt man eigentlich die philosophische Disziplin, die Kant in der Kritik der reinen Vernunft betreibt? Ist das Erkenntnistheorie, weil Kant uns sagt, was an der Welt wir erkennen können und wieviel davon auch a priori? Oder ist es Philosophie des Geistes, weil Kant eine Beschreibung der wesentlichen Formen unserer kognitiven Vermögen (Sinnlichkeit, Verstand, Vernunft) unternimmt? In diesem Vortrag möchte ich zeigen, dass Kants Theorie in Wirklichkeit Metaphysik ist: eine Lehre vom Seienden als Seiendem bzw. vom Gegenstand als Gegenstand. Was Kant von der vorkritischen Tradition unterscheidet ist, dass er diese Metaphysik aus der meta-metaphysischen Frage heraus entwickelt, wie Metaphysik möglich ist, d.h. wie wir uns repräsentational und epistemisch auf die grundlegende Struktur der erfahrbaren Welt beziehen können. Es ist diese Verschränkung von Metaphysik und Meta-Metaphysik, die Kants Projekt auch aus heutiger Perspektive so spannend macht. |
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15.05.24 | Prof. Dr. Heiner F. Klemme (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) |
Humanität und Selbsterhaltung. Kant oder Heidegger? |
T.B.A. | ||
29.05.24 | Prof. Dr. Beatrix Himmelmann (UiT The Arctic University of Norway) |
Kant über gerechtes Glück |
T.B.A. | ||
12.06.24 | PD Dr. Lisa Schmalzried (Universität Hamburg) |
Freie und anhängende Schönheit: Einblick in Kants Ästhetik |
T.B.A. | ||
19.06.24 | Prof. Dr. Birgit Recki (Universität Hamburg) |
Freiheit in der Natur. Kants spekulativer Gedanke |
T.B.A. | ||
10.07.24 | Prof. Dr. Peter Niesen (Universität Hamburg) |
Wie weiter mit Kants politischer Philosophie? Geänderter Ort am 10. Juli 2024 : ESA A |
T.B.A. |
Koordination:
Prof. Dr. Birgit Recki
PD Dr. Lisa Schmalzried