Entscheidungen und Wissen
Das Projekt Entscheidungen und Wissen befasst sich mit der Rolle von Wissen bei Entscheidungsprozessen. Es nimmt die jüngere Entwicklung in der Erkenntnistheorie auf, dem Wissensbegriff eine grundlegende Funktion zuzuweisen. Die entscheidungstheoretischen Konsequenzen dieses Ansatzes sind dabei noch weitgehend unerforscht. Ziel ist es, eine einheitliche Theorie davon zu entwickeln, wie rationale Überzeugungen und rationales Handeln ineinandergreifen.
Das Projekt gliedert sich in sieben Unterprojekte:
- Wissen. Schon Platon legt im Menon nahe, dass sich der Wert von Wissen an der Güte darauf basierender Entscheidungen misst. Dabei stehen Ergebnisse, die zeigen würden, dass Wissen im Gegensatz zu bloß wahrer Meinung entscheidungsrelevante Vorteile bringt, noch aus.
- Unsicherheit. Trotz seines Comebacks in der Erkenntnistheorie, ist der Wissensbegriff nicht Teil prominenter Entscheidungstheorien. Dies liegt vor allem daran, dass es noch daran mangelt, ihn mit einem passenden Begriff von epistemischer Unsicherheit zu kombinieren, der in der Entscheidungstheorie standardmäßig zum Einsatz kommt, um Entscheidungssituationen mit ungewissem Ausgang zu bewerten.
- Glauben. Ein weiteres Hindernis ist, dass die Entscheidungstheorie mit eher glaubensbasierten Begriffen wie subjektiver Wahrscheinlichkeit operiert. Das Projekt wird daher untersuchen, wie sich ein adäquater Glaubensbegriff in Anlehnung an den Wissensbegriff entwickeln lässt.
- Wünsche und Präferenzen. Generell lassen sich Entscheidungen als Produkt von Überzeugungen und Wünschen verstehen. Allerdings sind diese zwei Komponenten nicht gänzlich unabhängig voneinander, da Wissen darüber, was gut für einen ist, die eigenen Präferenzen beeinflussen kann. Neuere Forschung zu einem strukturähnlichen Problem bei Konditionalen könnte hier Aufschluss geben, um die Interdependenz von Glauben und Wünschen besser zu verstehen.
- Repräsentation. Des Weiteren haben sowohl Glaubenszustände als auch Wünsche einen Inhalt, der gerade in Entscheidungssituationen oft kontextuell vermittelt ist und sich so im Lichte neuer, kontextuell relevanter Informationen ändern kann. Das Projekt wird untersuchen, wie sich die Dynamik insbesondere von kontextuell beeinflussten Überzeugungen und Wünschen am besten modellieren lässt.
- Kausalität. Eine weitere wichtige Frage in der gegenwärtigen Diskussion bezieht sich auf das Verständnis des Konsequenz-Begriffs, der in der Entscheidungstheorie angewendet wird, um die möglichen Konsequenzen von Handlungsoptionen zu erfassen. Konsequenzen werden dabei wahlweise kausal oder evidentiell verstanden. Neue Forschung legt jedoch nahe, dass keine der beiden Optionen allein eine angemessene Entscheidungstheorie liefern kann.
- Rationalität. Das Projekt ist übergreifend dem Entwurf einer einheitlichen Theorie von theoretischer und praktischer Rationalität verpflichtet, in welcher der Wissensbegriff eine fundierende Stellung einnimmt.
- Dauer: 2016 - 2021
- Projektleitung: Prof. Moritz Schulz
- Drittmittelgeber: DFG (Emmy-Noether Programm)