Dr. Susanne Draheim
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Thema der Zusammenarbeit
Das CHAI kooperiert mit der Soziologin Dr. Susanne Draheim, um Forschungsarbeiten zum Thema Soziale Mechanismen durchzuführen. Hierzu sind folgende Überlegungen maßgebend.
Langfristiges Forschungsziel der KI ist es, die Entwicklung flexibler Systeme zu ermöglichen, die explizit oder implizit gegebene Aufgaben mithilfe von intern aufgebauten Modellen über die Umgebung (die „Welt“) bestmöglich lösen. Die besondere Herausforderung ist dadurch gegeben, dass Aufgabenbeschreibungen abstrakter Natur sind und nicht direkt Algorithmen bzw. Programme darstellen. Die benannten flexiblen Systeme, die übergebene Aufgabenbeschreibungen bearbeiten, werden Agenten (oder agentive Systeme) im Sinne von stellvertretend handelnden, algorithmischen Akteuren genannt. Zur Bearbeitung von übermittelten Aufgabenstellungen müssen Agenten in der Lage sein,
- Wahrnehmungen aus der Umgebung angemessen zu interpretieren und
reaktiv Aktionen in der Welt zu bestimmen und auszuführen, - auf Rückmeldungen aus der Umwelt angemessen zu reagieren sowie
- vorauszuschauen, um Änderungen in der Umgebung zu antizipieren.
- Handlungen von Agenten zum Nutzen und zum Wohle aller Teilnehmer in einem sozialen Kontext können also sowohl physikalischer Art sein als auch kommunikativer Art, was die Generierung von Programmen einschließt.
Das bekannte System ChatGPT der Firma OpenAI stellt einen Agenten dar, der einen Dialog mit einem Menschen (dem Nutzer) führen kann und dessen kommunikative Handlungen den mit dem System interagierenden Menschen wiederum in seinem Handeln beeinflussen. In dem System Co-STORM können Menschen mit verschiedenartigen agentischen Fachexperten zusammen über vorgegebene Fachthemen diskutieren. Agenten wie auch Menschen tragen zum Gelingen der Kommunikation z.B. zur Lösung eines benannten Problems bei.
Die Wissenschaft der KI untersucht Multi-Agenten-Systeme sowie Systeme, in denen Menschen und (multiple) Agenten interagieren, und in diesem Rahmen wurde in der KI schon sehr früh der Begriff des Mechanismus geprägt, allerdings primär bezogen auf das Zusammenwirken von Agenten. In jüngster Zeit wurden Systeme konzipiert, in denen Agenten untereinander und mit Menschen in einem sozialen Kontext zur Lösung eines Problems beitragen. Einen sozialen Kontext, bestehend aus Agenten und Menschen mit ihren Wechselwirkungen, wollen wir einen sozialen Mechanismus nennen. Ein KI-System fassen wir als (multiple) Agenten in einem sozialen Mechanismus auf. Um langfristig als Agenten effektiv handeln zu können, müssen Aufgabenbeschreibungen (als Teil der Wahrnehmungen) in einem sozialen Kontext in der Interaktion mit Menschen sinnvollerweise von den Agenten selbst immer wieder neu interpretiert und auch selbst generiert werden, möglicherweise unter Ausnutzung von Rückmeldungen von Menschen im Interaktionskontext.
In der Kooperation mit Dr. Susanne Draheim werden Schnittstellen zwischen soziologischen Theorien und konzeptionellen Aspekten der Intellektik zur Analyse und zum Design von sozialen Mechanismen untersucht.