Sforno
Titel: Zwischen zwei Welten: Das "Licht der Völker" des ‘Ovadyah Sforno (ca. 1475-1550)
Laufzeit
2015-2020
Förderer
DFG
Leitung
Prof. Giuseppe Veltri
MitarbeiterInnen
Im Zentrum des Projektes steht das philosophische Werk von Ovadyah Sforno (1475?-1550), "Or Ammim" ("Licht der Völker", Erstdruck: Bologna 1537). Obschon einer der meistzitierten Kommentatoren der Bibel, blieb sein philosophisches Werk jedoch weitgehend unbeachtet. Sforno war der letzte jüdische Denker der eine "Summa" nach klassischem scholastischen Vorbild verfasste, in der er sich mit den zentralen Fragen mittelalterlicher Religionsphilosophie auseinandersetzte und dogmatische Konzepte der jüdischen Religion, die er als rational begründet betrachtete, gegen aristotelisch-averroische Argumente zu verteidigen suchte. Sforno, der einen Doktor der Medizin an einer christlichen Universität erwarb ist ein Beispiel für den gelebten Kulturaustausch im Italien der Renaissance. Sein Austausch mit nicht-jüdischen Gelehrten ist wohl der Grund dafür, dass er selbst eine Übersetzung seines "Or Ammim" ins Lateinische anfertigte und herausgab ("Lumen Gentium" (Erstdruck: Bologna 1548)).
Im Projekt wird unter Berücksichtigung eines bislang unbeachteten einzigartigen Autographen eine kritische Neuedition des hebräischen Textes, sowie eine wissenschaftliche Erstedition der vom Autor selbst angefertigten, bemerkenswerten lateinischen Übertragung erstellt. Beide Versionen werden durch eine englische Übersetzung zum ersten Mal dem wissenschaftlichen Fachpublikum (Jüdische Studien, Latinistik, Philosophie und Theologie) in Gänze erschlossen. Eine lexikographische Analyse der in beiden Werken verwendeten philosophischen Terminologie wirft ein Licht auf die Entwicklung der hebräischen Wissenschaftssprache und leistet einen vergleichenden Beitrag zum interkulturellen Phänomen der Übersetzungsbewegung vom Hebräisch ins Lateinische und umgekehrt. Ein dem Werk beigefügter Kommentar wird Sfornos Denken im Kontext der Ideengeschichte der Philosophie im Allgemeinen und der Jüdischen Philosophie im Besonderen auf seine Quellen hin analysieren. Die Beziehung des philosophischen Werkes zu den exegetischen Schriften des Autors, die von seiner rationalen und philosophischen Methode geprägt sind, bildet einen abschließenden Schwerpunkt der Analyse.
Ergebnis der Arbeit wird eine umfassende zweibändige Ausgabe sein, die die bisherige Forschung zum Werk dieses einflussreichen jüdischen Exegeten und Denkers der frühen Neuzeit um einen relevanten aber vernachlässigen Aspekt adäquat ergänzen wird.